"Alperiya, du bist so mutig, ich bewundere deinen Weg.", sagte Melanie zu mir.
Ich denk kurz darüber nach. So mutig finde ich mich gar nicht.
Ja, ich habe meinen Job gekündigt, habe mich selbstständig gemacht (nicht aus dem Blauen heraus, hab mich vorbereitet), bin in eine wunderschöne Gegend 400 km weg von meinen Freunden gezogen.
Wie habe ich das geschafft? Hier kommt meine persönliche Erfahrung als Mensch mit ein paar Glitzer-Wissensfetzen.
Ich kann das
Man nennt es auch "Selbstwirksamkeit". Die Überzeugung, dass ich mir etwas zutraue. Es reicht nicht zu glauben, zu denken oder theoretisch zu wissen, dass du den Rasen mähen kannst. Die Überzeugung entsteht, wenn du eine Erfahrung gemacht hast und diese in deinem ganzen Körper angekommen ist.
Du hinterfragst es nicht mehr. Du stellst den Motor an und legst los. Wenn du öfter den Rasen gemäht hast und dich jemand fragt, kannst du selbstverständlich davon berichten.
Das gleiche gilt für andere Lebensbereiche. Beispiel: sich selbstständig machen als Expertin auf einem Gebiet. Wenn du nie den Rasen gemäht habe, dann fällt es dir sicher schwer davon glaubhaft zu erzählen. Oder wenn du Speaker werden willst, dann hilft es sicher ein paar Mal vor Menschen geredet zu haben.
Ich habe vor fast 10 Jahren angefangen Seminare zu geben. Vor drei Jahren habe ich meinen ersten Auftrag als freiberufliche Trainerin bekommen. Natürlich war ich aufgeregt. Aber mit jeder Erfahrung und mit jedem Feedback der Kunden stieg mein Selbstvertrauen.
Stuhl der Erfahrungen
Stell dir vor, deine Überzeugung von deiner Kompetenz ist ein Stuhl. Du brauchst vier Erfahrungen, also vier konkrete Situationen, in denen du dich kraftvoll erlebt hast. Nagel mich nicht fest. Vielleicht reichen dir drei Erfahrungen oder du brauchst sechs. Wie auch immer: Geh da raus und mache deine Erfahrungen. Und ja, kaltes Wasser lässt sich nicht immer vermeiden (wobei man einen Neoprenanzug anziehen kann :), aber das ist ein anderes Thema.)
Yeah-Gefühl
Die aktuelle Forschung hat herausgefunden, dass der Faktor "erleben von positiven Gefühlen" zur Resilienz beiträgt. Wie oft hast du positive Gefühle am Tag? Ärger im Büro, Stau auf der Autobahn, Chaos zu Hause. Es gibt viele Gründe sich zu ärgern. Und Wut generell ist auch ein wichtiges Gefühl, welches ermöglicht etwas zu ändern und Grenzen zu setzen.
Mir geht es aber um etwas anderes.
Was macht dir Freude? Was bringt dich zu Leuchten? Welche Tätigkeit aktiviert deine innere Kraft?
Im Coaching nennt man das auch "Ressourcen". Menschen, Orte, Tätigkeiten, Dinge, die deine Stärken, deine intrinsische Motivation & Selbstwirksamkeit aktivieren.
Dieses "Ich könnte Bäume ausreisen"-Gefühl ist bei mir ein warmes, freudiges Gefühl. Achtung: ich meine nicht toxic posivity.
Beispiel: Ich setze meine Kopfhörer auf, starte meine Dance-Playlist und tanze durch meine Wohnung. Das macht mich glücklich, ich komm in den Flow und fülle mich mit Kraft auf. Aus dieser Stimmung heraus, traue ich mir mehr zu, gehe offener auf die Welt zu und sehe eher Chancen.
Sich etwas Gutes tun, ist kein Luxus. Es hält dich gesund. Und es ermöglicht dir genug Energie für Veränderungen zu haben.
Der Bauch sagt ja
Zum Schluss, das wichtigsten: Ich habe eine gute Verbindung zu mir. Alle wichtigen Entscheidungen "lege" ich in den Bauch und spüre, ist sie stimmig? Manchmal spüre ich ganz deutlichen "inneren Ruf", welcher Schritt jetzt ansteht. Ich kann das gar nicht ignorieren. Spürst du deine Intuition? Wenn nicht, dann ist Achtsamkeit ein hilfreicher Weg in meinen Augen.
Ersetze Mutig durch Machen
Am Ende des Tages, geht es um die Umsetzung. Um den ersten Schritt. Um die Mini-Google-Recherche zu deinem Herzensthema. Um eine Doku, die du auf Youtube anschaust.
Mini-Schritte führen zu Ziel. Fang richtig klein an.
Du fühlst dich unsicher? Nimm dich damit ernst. Schaue, was du brauchst, um den nächsten Schritt zu gehen. Wie kannst du diese Hürde aus dem Weg räumen?
Vielleicht hilft es mit jemanden zu sprechen, der dort ist, wo du hin willst?
Oder du brauchst eine Weiterbildung?
Wie auch immer. Tu es!
Und irgendwann sagen andere dann: "Boah, bist du mutig." :). Bin gespannt, welche Story du dann erzählst.
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